Buchtipp: Unerkannte Räume – Sechs Experimente im Grenzbereich der Architektur

Räumlichkeit hat immer etwas mit sinnlicher Wahrnehmung und realem Erleben zu tun – was auch, aber nicht unbedingt nur in der Architektur gegeben ist. Was macht den Raum also aus, wie entsteht ein «Raumgefühl»? Den Raum zu erfassen und auf sich wirken zu lassen, den räumlichen Erfahrungen Aufmerksamkeit zu schenken und herauszufinden, worauf die Wirkung dieses Raums beruht, gilt im Prinzip für Jeden – und insbesondere für den Architekten, der diese Erfahrungen in seine Entwürfe einfließen lässt. Das Phänomen «Raum» kann dabei in  unterschiedlichen, alltäglichen Situationen auftreten, wie etwa bei der Kleidung, in der Musik oder im Film.

Mit ihrem Buch «Unerkannte Räume – sechs Experimente im Grenzbereich der Architektur» wollen die Herausgeber Anja Soeder, Kilian Schmitz-Hübsch (Wissenschaftliche MitarbeiterInnen im Fachgebiet Grundlagen der Architektur am KIT Karlsruhe) und Prof. Alban Janson (Leiter des Fachgebiets) Denkanstöße zu drei zentralen Themen der Architektur geben: der Beziehung von Innen und Außen, dem Verhältnis von Körper und Raum und dem Zusammenspiel von Zustand und Bewegung. Sie verlassen dabei das gewohnte Terrain des Bauwesens und betrachten die Raumerfahrung aus dem Blickwinkel sechs verschiedener Bereiche, denen sie jeweils ein Phänomen zuordnen: Plastik – Gefäß, Kleidung – Kehrseite, Musik – Wolke, Tanz – Kippfigur, Szenographie – Spiel, Film – Kontinuum.

Insgesamt 18 Autoren – neben den Herausgebern u. a. der Architekturphänomenologe Franz Xaver Baier, der Architekturtheoretiker Gerd de Bruyn, der Szenograph Wolf Gutjahr, der Architekt Arno Lederer, die Choreographin Reinhild Hoffmann – spielen mit Begriffen wie Zuneigung, Abgeschlossenheit, In-Ausgleich-Bringen, Dazwischen, Rausch, Kippen, Fragment oder Dauer. Die Herausgeber sehen ihr Buch als Versuch, «ausgehend von konkreten räumlichen Erfahrungen architektonische Themen zu artikulieren und dadurch den architektonischen Diskurs zu bereichern.»

So richtet das Buch den Blick auf eine der wesentlichsten Erfahrungen der eigenen Existenz, nämlich auf das Verhältnis zwischen Körper und Raum, um vielfältige Begriffe erweitert – und dadurch auch die Sicht auf die Welt und das eigene Verhältnis zu ihr verändert.

Unerkannte Räume – Sechs Experimente im Grenzbereich der Architektur
von Anja Soeder, Kilian Schmitz-Hübsch, Alban Janson

Erschienen im Jovis Verlag (140 Seiten, 14,95 Euro)
ISBN 978-3-86859-361-7