Projektinfos  Ι  Project Information

Stadthaus Gransee

Kenndaten
Wettbewerb:Nichtoffener Realisierungswettbewerb Kloster Gransee - Ort für Kultur und Bildung
Auslober:Amt Gransee und Gemeinden
Aufgabenstellung:Erschließung des Gebäudeensembles des unter Denkmalschutz stehenden ehemaligen Klausurflügels des Franziskanerklosters und des städtischen Schulgebäudes zu einem Ort für Kultur und Bildung
Jahr:2017
Ziel war die Schaffung einer neuen behindertengerechten Erschließung des Gebäudeensembles am Klosterplatz Gransee sowie eines barrierefreien Verbindungsweges zwischen Alter Schule und Klausurflügel. Im Entwurf werden die Gebäude, unter Berücksichtigung der brandschutztechnischen und denkmalpflegerischen Richtlinien, als Solitäre behandelt und nicht direkt verbunden. Sie bilden aber gestalterisch eine Einheit und ordnen sich dabei im Gesamtensemble unter.
Gestalterisch verbindendes Element ist die Verwendung des Materials Cortenstahl als Fassaden-, Dach- oder Fensternischenverkleidung im Klausurflügel, in der Alten Schule und seinem Anbau sowie an der Remise. Cortenstahl wird hier als zeitgemäße Interpretation des alten Ziegelsteins der Bestandsgebäude verstanden. Als neue Fensterrahmung im Klausurflügel und der Alten Schule ragen sie rd. 10 cm ins Freie hinaus und verstärken damit die optische Verbindung der Solitärgebäude. Oberstes Ziel bei der Neugestaltung des Ensembles ist die Bewahrung der alten, denkmalgeschützten Substanz und das Konservieren der alten Spuren des Gesamtensembles. So wurden lediglich punktuelle Eingriffe in zeitgemäßer Form vorgenommen, die sich an und über den Bestand lehnen, ihn umhüllen, sichtbar machen oder betonen.

Klosterflügel
Im Klosterflügel wird der originäre Eingang zum Gebäude erhalten und mit einer neuen, den Bestand sichtbar lassenden Treppe aus gleichsam schwebenden Cortenstahlstufen ins 1. OG umgestaltet. In der Ostseite des Erdgeschosses erfolgt eine Ausformulierung des Weges durch die Räume, um den Blick von der ersten und zweiten Sakristei, über den Kapitelsaal bis zur Frateria freizugeben. Die neue Podestbrücke zur Überwindung der unterschiedlichen Bodenniveaus lehnt sich über den Bestand, ohne die Wände zu berühren und betont damit das Zusammenspiel von Alt und Neu gleichermaßen.
An der Westfassade wird der Kreuzgang in seiner historischen Dimension wiederhergestellt und erhält durch die Erweiterung der Fensteröffnung jeweils am südlichen und nördlichen Ende des Ganges wieder eine Sichtverbindung zur Außenanlage. In Anlehnung an die historische Estrade wird die ursprüngliche gotische Fensterrahmung im gesamten Erdgeschoss durch Sitz- oder Podestnischen aus Cortenstahl betont. Die neuen Fensternischen reflektieren den Bestand und definieren ihn durch seine Nutzung neu. Die Ziegelwände bleiben historisch erhalten und werden ggf. durch unterstützende Wandkonstruktionen ergänzt, der historische Ziegelboden im Erdgeschoss bleibt erhalten. Die energetisch ausgebildeten Glaskuben im 1. OG trennen durch seine Brandschutzverglasung das Erdgeschoss thermisch vom Obergeschoss des Klausurflügels.

Alte Schule
Die Alte Schule erlebt den größten Eingriff bei den Umgestaltungsmaßnahmen des Ensembles. Das neue Satteldach des Anbaus der Alten Schule interpretiert die architektonische Stadtlandschaft von Gransee und stellt durch seine Cortenstahlfassade eine gestalterische Verbindung zum Gesamtensemble dar. Die Raumfunktionen werden auf jeder Etage auf die Grundrissmitte bezogen, um die Wände weitestgehend frei zu halten. So sind die jeweiligen Funktionen durch lose Möbel oder maßgeschneiderte Möbeleinbauten, die unterschiedlich nutzbare Räume formen, definiert. Die Raumhöhen bleiben erhalten und durch die Neuordnung der Grundrisse entsteht vom Erdgeschoss bis zum 2. OG ein ‚Raum-im-Raum-Gefühl’.
Um den Bezug zur Stadt zu betonen, sind die am stärksten belebten Gruppenräume im Gebäude, welche außerhalb der offiziellen Öffnungszeiten der Bibliothek von der Gemeinde genutzt werden können, an der Süd- bzw. Süd-West-Seite mit Blick auf Gransee angesiedelt. Weiße Außenwände und durch Möbel geformte Innenwände sowie weiße abgehängte Decken bestimmen die Raumatmosphäre auf allen Geschossen. Geschliffener Estrich im Erd- und Untergeschoss sowie zementgebundene Bodenspanplatten in den oberen Geschossen werden lediglich in den Nutzungsarealen durch helles Parkett zoniert. Durch die Erweiterung des vorhandenen und neu verglasten Treppenhauses mit Brandschutzverglasung entsteht visuell eine vertikale Verbindung vom EG in die oberen Geschosse. Die zentrale Treppe dient als erster Rettungsweg, bei Brandgefahr werden der Kinder- und Empfangsbereich durch Brandschutzrollos voneinander separiert. Ein 2. Rettungsweg als Spindeltreppe wird außerhalb des Gebäudes angelegt.
Dates
Year:2017