• 15. Oktober 2015
  • Buchtipp: Leben und Werk des Architekten Fritz Nathan
    Umfangreiche Monographie im Birkhäuser Verlag erschienen

    Fritz Nathan (1891–1960) zählte zu den aufstrebenden Architekten im Deutschland der Zwanzigerjahre. Mit dem Neuen Jüdischen Friedhof in Frankfurt hatte er einen der bedeutendsten Sakralbauten der Weimarer Republik geschaffen. Auch mit seinen Villen, Industriebauten und dem 1927 im Stil der Neuen Sachlichkeit errichteten Mannheimer Geschäftshaus Samt & Seide, bekannt unter dem Namen Vetter-Kaufhaus, schuf er signifikante Beispiele des Neuen Bauens. Er dachte seine Gebäude aus der Funktion heraus, setzte aber eher auf eine Moderne, die Bewährtes neu interpretierte und in denen er oft die Gesamtkonzeption vom Türgriff bis zur Raumausstattung selbst übernahm. „Für ‚weitgespannte, stützenlose Räume’ nutzte er den Stahlskelettbau und akzentuierte seine Entwürfe mit rhythmischen Fensterbändern und kraftvoll hervortretenden Gesimsen, die sich um die Gebäudeecken zogen und eine höhere Geschosszahl vortäuschten, als tatsächlich vorhanden war.“

    Die nationalsozialistische Diktatur führte zum Ende seines Schaffens in Deutschland und so emigrierte der jüdische Architekt zum Ende des Krieges in die USA und ließ sich in New York nieder. Nach schwierigen Anfängen etablierte er sich dort schnell als gefragter Synagogenbauer.

    Trotz seines erfolgreichen Schaffens war Nathan lange Zeit vergessen. Die nun im Birkhäuser Verlag erschienene Monographie würdigt die herausragende Bedeutung seines Beitrags zum Neuen Bauen in Deutschland sowie zur modernen Synagogenarchitektur in den USA. Sie holt Nathan ein Stück weit in den Kanon der deutschen Architekturgeschichte zurück, als ein Protagonist des Neuen Bauens, der Qualitätsvolles zwischen Luxemburg und Mannheim, Frankfurt und New York schuf.

    Viele seiner Bauten verschwanden in den Bombardierungen des Krieges oder durch Abriss in den Nachkriegsjahren, sein Jüdischer Frankfurter Friedhof hat sich jedoch als eindrucksvolles Kulturdenkmal erhalten. Der Autor und der Fotograf haben nicht nur den im Leo-Baeck-Institut verwalteten Nachlass gesichtet, sondern zudem seine Bauten in Luxemburg, Deutschland und in den USA ausfindig gemacht und fotografiert.

    Der Architekt Fritz Nathan (1891-1960): 
Sein Leben und Werk in Deutschland und im amerikanischen Exil

    Von Andreas Schenk, mit einem Beitrag und Fotografien von Roland Behrmann
    Birkhäuser Verlag, 176 Seiten, 59,95 Euro

    ISBN: 978-3-03821-087-0

     

    Mehr Infos: www.degruyter.com