Kenndaten | |
Wettbewerb: | EU-weiter offener, einstufiger Realisierungswettbewerb Visitor Center Oberes Belvedere |
Auslober: | Österreichische Galerie Belvedere |
Jahr: | 2024 |
Dem Bestand folgend wird der gepflasterte Gehweg ausgebaut und die Lücke entlang des Kavalierstrakts geschlossen. Neue Sitzbänke unter der ergänzten Baumreihe laden die zahlreichen Besucher zur kurzen Pause im Schattendach ein. Im Inneren des Belvederegartens wird der rahmende Grünstreifen verkürzt, so wird die Symmetrie wiederhergestellt und Platz geschaffen für Außengastro und Zulieferverkehr. Die Belagsflächen im Inneren können wahlweise bzw. entsprechend den Nutzungsanforderungen als (historisch anmutender) Kiesbelag oder in farbigem Asphalt mit gleichem Grundmaterial und Erscheinungsbild entstehen. Im Knotenpunkt Pfirsichgarten wird eine Sitzgelegenheit aus Travertinstein geschaffen, die an die Stelle archäologischer Überreste einer historischen Mauer tritt.
Das Erschließungskonzept spielt mit sich immer wieder verengenden und weitenden Raumsituationen, die eine schrittweise Annäherung an die Sammlungen ermöglicht. Der Entwurf sieht den Eingang im nördlichen Sockeleckbereich das Kavalierstraktes vor, von wo aus die BesucherInnen über eine ins Erdreich angelegte Stufenanlage mit straßenseitiger langer Rampe in einen Vorraum, die „Antekammer“ gelangen. Der Eingang öffnet sich somit direkt zur Prinz-Eugen- Straße hin sowie zum abgetrennten inneren Pfirsichgarten und stellt als eine Art Trichterfunktion einen ruhigen Auftakt des Besuchserlebnisses dar. Hierdurch entsteht den Besucherzahlen gerecht werdend eine entsprechend große aber gleichzeitig zurückhaltende Geste im Straßenraum.
In der kompakten, nüchtern gehaltenen „Antekammer“ mit hoher Deckenflucht sind erste Blickbeziehungen hinauf zum „Café“ im Kavalierstrakt möglich, wohin der zirkuläre Erschließungsweg am Ende des Rundgangs führt. Über flache Treppenstufen gelangt man von dort in die zweigeschossige „vestibuläre Wandelhalle“. Die obere „Wandelhalle“ dient dem Ankommen, zur Orientierung und inneren Vorbereitung auf den Besuch. Hier befinden sich der Security Check, freie Ticketcounter (oder später ggf. elektronische Ticketautomaten), eine kleine Arena als Sitznische sowie der Zugang zum WC-Trakt und Fahrstuhl. Von dort ist eine erste Sichtbeziehung hinunter in die zweite Unterebene möglich, die über ein langes Laufband angebunden ist. Dieses führt inszenatorisch vorbei am gegenüberliegenden Museumsshop und vermittelt den BesucherInnen ein immer tieferes Hineinführen und eine weitere Annäherung ans museale Erlebnis. Die Wegeführung der Mitarbeitenden erfolgt abgekoppelt von den Besucherwegen über die Manipulation sowie sich angrenzende Lager- und Büroräume und ist nur über einen quer durch die „Wandelhalle“ verlaufenden Steg für die GästInnen sichtbar.
Von der rd. 7 Meter hohen unteren „Wandelhalle“ verläuft der Einritt durch großzügige Torbögen in die sich anschließende „Sala Subterrena“, einen großen ovalen Raum von 6 Metern Höhe. Dieser schiebt sich via 90-Grad-Drehung in die Achse des Oberen Belvedere und damit unter die „Sala Terrena“ des Schlosses. Der ovale Raum versteht sich als Antipode zur „Sala Terrena“ und antizipiert die barocke Formensprache des Gesamtensembles. Hier befinden sich die Rolltreppen in die darüberliegenden Museumsbereiche, umlaufende Sitzgelegenheiten sowie der Zugang zum benachbarten „Goldenen Raum“. Der quadratische „Goldene Raum“ mit reflektierenden Oberflächen an Wänden und Decke nimmt Garderoben- und Lockerbereiche und einen WC-Trakt auf und stellt gestalterisch einen visuellen Bezug zum oberirdischen Kunsterlebnis der pompösen Barockzeit sowie zur Klimt-Sammlung her.
Die „Sala Subterrena“ dient der Kontemplation auf den Besuch im Schloss und als letzter zentraler Sammelpunkt vor dem eigentlichen Zugang in die obere Museumswelt. Hier ist ein Zusammenkommen von Gruppen möglich und können thematische Führungen starten, die zukünftig auch die Konzeption der neuen, modernen Unterwelt als zeitgenössische Spiegelung der barocken Gesamtanlage miteinschließen. Die Struktur der geschichteten Lehmwände im ovalen Raum wird als Allegorie an die obere Museumswelt interpretiert, wo 800 Jahre Kunst- und Menschheitsgeschichte erfahrbar sind. Die „Sala Subterrena“ wird als einziger Raum des Visitor Centers sich kreuzende Besucherwege fassen. Von hier aus führt für ankommende GästInnen eine Rolltreppe mit Ticketkontrolle hinauf ins Schloss zum eigentlichen Museumsrundgang und eine zweite parallel verlaufende Rolltreppe vom oberen Vestibül wieder hinab Richtung Ausgang. Das Obere Belvedere wird somit Bestandteil der unteren Erschließung.
Auf dem Rückweg über die „Sala Subterrena“ kann die Garderobe im „Goldenen Raum“ wieder in Empfang genommen und der Weg zum Ausgang mittels Wegeleitsystem durch die Torbögen fortgeführt werden. Die Erschließung des Ausgangs erfolgt ab dort separat von der hineinführenden Laufrichtung, und zwar über die untere „Wandelhalle“, vorbei am dunkelgrau reflektierenden Edelstahl des Laufbandes und der Dimension des raumhohen begehbaren Regals als Shopeingang.
Der zweigeschossige Museumsshop ist im Innenbereich durch eine Treppe mit der Ebene der darüberliegenden Verkaufsfläche verbunden. Die Regalwand aus Holz ist als Raum-im-Raum-System eingestellt und greift gestalterisch den antiquarischen Gedanken auf. Sie wirkt mit ihrem begehbaren, verglasten Balkon gleichzeitig wie eine eigene luftige Fassade hin zu einem „Stadtplatz“. Gegenüber dem Shop flankieren lange, scheinbar aus dem Boden geformte Sitztreppen die innere Fassade. Dort können sich die Besucher ein letztes Mal sammeln, mit der Gruppe treffen oder über das Kunsterlebnis austauschen, bevor der Weg am Ende der „Wandelhalle“ zum Ausgang führt.
Analog zum sukzessiven Hineintreten in die einzigartige Museumsunterwelt und als Vorbereitung auf die Erfahrung im Inneren erfolgt in umgekehrter Weise ebenso das Hinaustreten in die Stadt. Bevor die BesucherInnen das unterirdische Ensemble zum Kavalierstrakt verlassen, durchkreuzen sie den „Showroom“, einen kleinen Raum mit Schaufenster zur Manipulation. Er dient als letztes Spektakel zur Beobachtung angelieferter Kunstgegenstände, bevor man auftaucht im Tageslicht der Oberwelt und in der realen Zeitepoche.
Über eine Rolltreppe gelangt man in eine Zwischenebene des Kavalierstraktes, von wo aus man über eine halbe Treppe entweder den westlichen Ausgang zur Prinz-Eugen-Straße nimmt oder im „Café“ noch etwas verweilt. Der Eingriff im zweigeschossigen Kavalierstrakt beschränkt sich auf eine Reorganisation des Grundrisses mit Veränderung der bestehenden Raumaufteilung und architektonischen Ergänzungen aus Travertinstein. Im nördlichen Bereich wird ein Teil der Untergeschossdecke entfernt, wodurch eine reizvolle Blickbeziehung hinunter zur „Antekammer“ entsteht. Das „Café“ mit einer gartenseitigen Galerieempore erstreckt sich über die Grundrissfläche des Gebäudes zwischen Eck- und Mittelrisalit und wird ergänzt durch eine WC-Einheit sowie zwei östliche Ausgänge zur Außengastro und Gartenebene. Von dort lässt sich der Besuch des Wiener Belvedere mit einem Rundgang durch die Gartenanlage am Spiegelteich abschließen.
Visualisierung: XOIO (www.xoio.de)
Dates | |
Client: | Austrian Belvedere Gallery |
Competition: | EU-wide open, single-stage design competition Visitor Center Oberes Belvedere |
Year: | 2024 |
The paved walkway will be extended in line with the existing structure and the gap along the cavalier wing will be closed. New benches under the extended row of trees invite the many visitors to take a short break in the shade. Inside the Belvedere Gardens, the framing green strip will be shortened, restoring symmetry and creating space for outdoor catering and delivery traffic. The interior paving surfaces can be either gravel (with a historic look) or colored asphalt with the same basic material and appearance, depending on the usage requirements. At the Pfirsichgarten junction, a travertine seating area will be created to replace the archaeological remains of a historic wall.
The access concept plays with constantly narrowing and widening spatial situations that allow a step-by-step approach to the collections. The design envisages the entrance in the northern base corner area of the cavalier wing, from where visitors reach an antechamber, the "Antekammer", via a set of steps built into the ground with a long ramp on the street side. The entrance thus opens directly onto Prinz-Eugen-Strasse and the separate inner peach garden and acts as a kind of funnel, providing a quiet prelude to the visitor experience. This creates a correspondingly large but at the same time restrained gesture in the street space that does justice to the number of visitors.
In the compact, soberly designed "Antekammer" with its high ceilings, the first views are up to the "Café" in the cavalier wing, where the circular access path at the end of the tour leads. From there, flat steps lead to the two-storey "vestibular lobby". The upper "Wandelhalle" is used for arrival, orientation and internal preparation for the visit. Here you will find the security check, free ticket counters (or later electronic ticket machines), a small arena as a seating niche and access to the WC wing and elevator. From there, it is possible to see down to the second sub-level, which is connected via a long walkway. This leads past the museum store opposite and allows visitors to be led deeper and deeper into the museum experience. The staff routes are separated from the visitor routes via the manipulation area and adjacent storage and office spaces and are only visible to visitors via a walkway running across the "Wandelhalle".
From the lower "Wandelhalle", which is around 7 meters high, the entrance leads through large archways into the adjoining "Sala Subterrena", a large oval room 6 meters high. This is pushed into the axis of the Upper Belvedere via a 90-degree turn and thus under the palace's "Sala Terrena". The oval room is the antipode to the "Sala Terrena" and anticipates the baroque design language of the entire ensemble. This is where the escalators to the museum areas above are located, as well as the surrounding seating and access to the neighboring "Golden Room". The square "Golden Room" with reflective surfaces on the walls and ceiling accommodates checkroom and lounge areas as well as a WC wing and creates a visual reference to the above-ground art experience of the pompous Baroque period and the Klimt collection.
The "Sala Subterrena" serves as a place of contemplation for the visit to the palace and as the last central meeting point before the actual entrance to the upper museum world. Groups can come together here and themed tours can begin, which in future will also include the concept of the new, modern underworld as a contemporary reflection of the overall Baroque complex. The structure of the layered clay walls in the oval room is interpreted as an allegory of the upper museum world, where 800 years of art and human history can be experienced. The "Sala Subterrena" will be the only room in the Visitor Center to contain intersecting visitor routes. From here, an escalator with ticket control will lead arriving guests up to the palace to the actual museum tour and a second parallel escalator from the upper vestibule back down towards the exit. The Upper Belvedere thus becomes part of the lower access route.
On the way back via the "Sala Subterrena", the checkroom can be picked up again in the "Golden Room" and the route to the exit can be continued through the archways using the guidance system. From there, the exit is accessed separately from the direction of entry, via the lower "Wandelhalle", past the dark gray reflective stainless steel of the treadmill and the dimension of the floor-to-ceiling walk-on shelving as a store entrance.
Inside, the two-storey museum store is connected to the level of the sales area above by a staircase. The wooden shelving wall is set up as a room-within-a-room system and picks up on the antiquarian idea in terms of design. With its walk-on, glazed balcony, it also acts as its own airy façade facing a "town square". Opposite the store, long staircases seemingly formed out of the ground flank the inner façade. Visitors can gather there one last time, meet with the group or talk about the art experience before the path at the end of the "Wandelhalle" leads to the exit.
Analogous to the successive entry into the unique museum underworld and in preparation for the experience inside, the exit into the city takes place in reverse. Before visitors leave the subterranean ensemble for the cavalier wing, they pass through the "showroom", a small room with a display window for manipulation. It serves as a final spectacle for observing delivered art objects before emerging into the daylight of the upper world and the real era.
An escalator leads to an intermediate level of the cavalier wing, from where visitors can either take the western exit to Prinz-Eugen-Straße via a half flight of stairs or linger in the "Café". The intervention in the two-storey cavalier wing is limited to a reorganization of the floor plan with changes to the existing room layout and architectural additions made of travertine stone. In the northern area, part of the lower floor ceiling will be removed, creating a charming view down to the "Antekammer". The "café" with a gallery gallery on the garden side extends across the floor plan of the building between the corner and central risalit and is supplemented by a WC unit and two eastern exits to the outdoor restaurant and garden level. From there, a visit to the Vienna Belvedere can be rounded off with a tour of the gardens by the Mirror Pond.